Ich komme in den Stall, bin fröhlich und freue mich auf das bevorstehende Training.
Doch irgendwie schaut mein Pferd heute anders aus als sonst. Beim Auskratzen der Hufe fällt es mir dann auf: eine Schwellung am Pferdebein. Warm, dick und nach außen gewölbt. Das wird doch kein Sehnenschaden sein? Was kann ich tun, wenn es sich bestätigt?

Was war vorgefallen, in der Zeit als das Pferd alleine war? Es hat doch in seinem Stall gestanden. Was war passiert?

Wie erkenne ich einen Sehnenschaden beim Pferd?

Sehnenschäden können sehr unterschiedliche Ursachen haben. Sie können bereits durch einen Bluterguss entstehen, der auf die Sehne drückt. Auch durch zu frühe oder falsche Belastung kann bereits ein ernster Schaden an der Sehne entstehen. Ebenso können andere Beinverletzungen Sehnenschäden nach sich ziehen oder eine Fehlstellung der Hufe der Auslöser sein.

Zu erkennen gibt sich ein Sehnenschaden durch eine auffällige Schwellung am hinteren Teil des Röhrbeins. Dort ist das Bein meist sehr viel wärmer als der Rest, was ein eindeutiges Zeichen für eine Entzündung ist.

Folgende Symptome weisen auf einen Sehnenschaden hin:

  • Wärme und Pulsieren im Bereich des Fesselgelenks
  • Schmerz beim Abtasten (Druckempfindlich)
  • leichte bis starke Lahmheit nach kurzer Belastung
  • warme, angeschwollene Sehnen
  • einseitige Entlastung während des Stehens

Sehnenschäden zu heilen ist mitunter ein langwieriger Prozess. Viele betroffene Reiter wissen, was gemeint ist. Manchmal dauert es Monate, in seltenen Fällen sogar Jahre, bis ein Pferd wieder als ganz geheilt gilt. Möglich ist auch, das dauerhafte Vernarbungen entstehen, die ein Schwachpunkt des Pferdes bleiben können. Hier ist es nicht selten, dass bei kleineren Fehlbelastungen oder erneuten Schäden das vernarbte Gewebe wieder geschädigt wird und das Pferd eine noch längere Ruhephase benötigt oder sogar gar nicht mehr belastbar ist.

Der Aufbau der Sehne

Die Sehnen des Pferdes bestehen aus einem festen parallelfaserigen und straffen Bindegewebe. Sie übertragen die Bewegung aus den Muskeln heraus auf die Gelenke. Da die Sehnen des Pferdebeins nicht von schützendem Muskelgewebe umgeben sind, gelten sie als besonders anfällig. Sie werden im Vergleich zu den Muskeln relativ schlecht durchblutet. Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff ist nicht gegeben.
Aus diesem Grund ist eine ausreichende Bewegung des Pferdes unumgänglich. Erfahrungen haben gezeigt, dass selbst bei vorliegenden Sehnenschäden je nach Befund Weidegang und tägliche Bewegung im Schritt wichtig sind. Wichtig ist hier nur, dass die Pferde nicht zu übermäßig herumtoben und das geschädigte Bein nicht zu sehr beansprucht wird.

Wie kommt es zu einem Sehnenschaden?

Um einen Sehnenschaden wirkungsvoll zu behandeln, ist es wichtig, dass die Behandlung ganzheitlich erfolgt. D.h. alle voneinander abhängigen Strukturen innerhalb des Pferdes müssen betrachtet werden. Hat ein Pferd beispielsweise seit längerer Zeit Rückenprobleme wird es seinen Bewegungsablauf immer häufiger verändern und so den schmerzhaften Rücken entlasten. Dadurch wird es automatisch die unteren Strukturen des Körpers falsch belasten, was zu immensen Fesselträgerschäden führen kann.

Ein vorhandener Sehnenschaden bringt auch direkt das nächste Problem mit sich: Narbengewebe. Hat sich einmal Narbengewebe gebildet, ist dies bei weitem nicht mehr so elastisch wie das einmal da gewesene Sehnengewebe. Somit ist die Sehne in ihrer täglichen Belastung eingeschränkt und nicht mehr zu 100% belastbar.
Zusammengefasst kann man sagen, das Sehnenschäden aus den unterschiedlichsten Gründen auftreten können. Diese können sein:

  • Tritte, Schläge oder Stolpern
  • Stellungsfehler der Hufe oder mangelhafte Hufbearbeitung durch den Schmied
  • schlechte Haltungsbedingungen
  • Mangelversorgung bereits im Jungpferdealter
  • Überbelastung durch falsches Training
  • Schäden durch falsche Gamaschen oder Bandagen

Behandlungsmöglichkeiten bei einer geschädigten Sehne

Neben der Schulmedizin gibt es immer mehr Reiter, die versuchen den Sehnenschaden ihres Pferdes alternativ zu behandeln. In der Homöopathie behandelt man das Tier nach dem Ähnlichkeitsprinzip. Gleiches soll hier mit Gleichem behandelt werden. So werden Mittel zur Heilung eingesetzt, die zum vorhandenen Krankheitsbild des Pferdes passen. Somit wird der Körper zur Selbstheilung angeregt. Jedoch sollten diese Methoden, auch wenn sie homöopathisch sind, nur von einem Menschen durchgeführt werden, der über das notwendige Fachwissen verfügt und eine entsprechende Ausbildung hat.

Auch die Lasertherapie, Ultraschalltherapie oder das Magnetfeld kommen bei Sehnenschäden zum Einsatz. Die entstehende Wärme fördert die Durchblutung des geschädigten Gewebes und kann den Heilungsprozess beschleunigen.

Eine weitere, auch immer beliebter werdende Methode sind Blutegel.
Die schwarzbraunen, feucht-glänzenden Tiere wellen sich in ausgehungertem Zustand wurmgleich umher. Sie können bei fast allen Erkrankungen angewendet werden und finden auch bei Reitern und Pferdefreunden immer mehr Zuspruch. Die Blutegeltherapie ist die Form eines kleinen Aderlasses und gehört zu den ausleitenden Verfahren. Blutegel saugen das 6-10 fache ihres Körpergewichts.
Sie wirken entzündungshemmend, schmerzstillend und beschleunigen den Lymphabfluss. In ihrem Speichel besitzen die kleinen Tierchen einen wahren Medizin-Cocktail. Dieser verbessert den Blutabfluss und dient als Gerinnungs- und Entzündungshemmer.
Nach einer Blutegeltherapie sollten die behandelten Pferde zunächst ruhen, da die Wunde bis zu 24 Stunden nachbluten kann. Langsames Führen bringt hier häufig den besseren Erfolg.

Wie kann ich einem Sehnenschaden vorbeugen?

Aber was kann ich tun, um im Vorfeld einen Sehnenschaden so gut es geht zu vermeiden?
Wichtig ist, dass der Reiter immer dafür sorgt, dass sein Pferd korrekt auf seinen vier Hufen steht und diese auch professionell, dem Pferd individuell angepasst, bearbeitet werden. Dies gilt für Pferde mit Beschlag genauso wie für Pferde, die Barhufer sind.
Ebenfalls sollte das Pferd mit allen notwendigen Mineral- und Vitalstoffen versorgt sein.

„Kaltstarts“ sind Gift für Gelenke, Sehnen und die Muskulatur!

Eine kontinuierliche und vor allem aufbauende Bewegung des Pferdes ist sehr wichtig. Diese hält die Durchblutung und die Versorgung der Sehnen konstant und beugt Verletzungen in diesem Bereich vor. Das richtige Aufwärmen des Pferdes ist daher auch sehr wichtig, um Gelenke, Sehnen und Muskulatur optimal auf das Training vorzubereiten.
Ein Sehnenschaden kann leider sehr schnell geschehen. Passieren kann es immer, auch in Situationen, die wir nicht beeinflussen können. Jedoch können wir als umsichtige Pferdebesitzer und Reiter ein paar Maßnahmen treffen, um einen Sehnenschaden so gut es geht vorzubeugen.

Der Sehnenschaden bei meinem Pferd ist ausgeheilt. Nach einer anstrengenden, aber auch zugleich wirkungsvollen Aufbauarbeit ist meine Stute heute wieder ganz die Alte.

Geduld und Spucke haben sich bewährt!

Liebe Grüße
Sandra