Als Springreiter ist es nicht immer so leicht wie es vom Rand des Parcours für den Zuschauer aussieht. Einfach mal durchlenken und das Pferd wird schon springen?! Wäre es so leicht, würde jeder auf den großen Turnieren wie beim Hamburger Derby oder in Aachen reiten. Hierzu bedarf es an Mut des Reiters sowie des Pferdes, welches über ausreichend Vermögen für die Anforderungen verfügen sollte. Wenn Reiter und Pferd ein vertrautes Team bilden und der Reiter Distanzen reiten und mit Auge im Parcour das Pferd unterstützen kann, kommen die Erfolge von ganz allein. 

Bereits in E und A-Springen werden die ersten Kombinationen und Distanzen vom Parcourbauer gestellt. In dieser Höhe KANN der Reiter sein Pferd noch einiges allein machen lassen und es ist nicht so schlimm, wenn es mal dicht oder zu groß wird. In diesen Höhen kann das Pferd sich noch helfen. In höheren Springen sieht es jedoch schon anders aus. Schnell hast Du hier eine Stange, einen Steher oder das Pferd verweigert, da es in manchen Situationen nicht mehr springen kann oder sich nicht verletzen möchte.

Als Reiter solltest Du in kleinen Parcouren dein Auge für Distanzen trainieren um Dein Pferd in höheren Anforderungen unterstützen zu können.

Die Abstammung ist keine Garantie für Erfolg

Es gibt Pferde, die ihren Reiter im Parcour gerne unterstützen und alles geben. Es gibt allerdings auch jene Pferde, die viel Vermögen haben, aber denen der nötige Mut, über hohe Hindernisse zu springen, fehlt. Dem Letzteren muss der Reiter Sicherheit im Parcour geben, indem er es mehr unterstützt, nicht überfordert und die Distanzen möglichst optimal reitet. Leider gibt es immer mehr Reiter ohne Auge, die sich auf Grund der großartigen Abstammung des Pferdes in Springen der Klasse M und höher beweisen möchten. Mag sein, dass ein mutiges Pferd eine gewisse Zeit lang diese Anforderungen alleine bewältigt. Doch schnell kann dies gefährlich werden. Das Pferd wird unsicher, Reiter oder auch Pferd stürzen und das Pferd bekommt Angst vor den Sprüngen.

Ja, es hat Potenzial und Ja, es ist mutig: Aber ohne einen Reiter mit Auge, der ihm in manchen Situationen Sicherheit gibt und die Distanzen richtig einschätzt und reitet, macht auch ein Super-Pferd nur für eine kurze Zeit alles möglich.

Distanzen im Parcour

Wie reitest Du also eine Distanz und wie viele Meter sind wie viele Galoppsprünge?
Eine Distanz nennt man den Abstand zwischen zwei Hindernissen. Eine Kombination mit einem Galoppsprung hat 7-7.50 Meter, eine Kombination mit 10.5-11.50 Meter hat zwei Galoppsprünge zwischen beiden Sprüngen. Hier eine kleine Übersicht:

7.00 – 7.50m      = 1 Galoppsprung
10.50 – 11.50m   = 2 Galoppsprünge
14.00 – 15.00m  = 3 Galoppsprünge
17.50 – 18.50m  = 4 Galoppsprünge
21.00 – 22.00m = 5 Galoppsprünge
24.50 – 25.50m = 6 Galoppsprünge

Mit einem gleichmäßigen Grundtempo wird das Pferd an die Sprünge geritten. Steht eine Distanz etwas weiter legt man zwischen beiden Sprüngen etwas zu und vergrößert die Galoppsprünge, steht sie etwas enger, reitet man das Pferd „am Kopf“ und verkürzt die Galoppsprünge.
Ist eine Distanz auf gebogener Linie gebaut, kannst Du die Distanzen verkürzen und verlängern, indem Du den Bogen mehr Innenbahn oder eher einen größeren Bogen reitest. Du solltest in einer Distanz darauf achten, dass Du Dein Pferd nicht zu stark treibst, aber auch nicht zu sehr zurück nimmst.

Distanzen einteilen

Mit Hilfe von Stangen oder auch Cavalettis kannst Du im Training die Abstände legen und den Galopp Deines Pferdes kennenlernen. Hierzu legst Du z.B. einen Abstand von 21.5 Meter (5 Galoppsprünge) und galoppierst zuerst normal mit 5 Galoppsprüngen durch. Danach nimmst Du dein Pferd etwas zurück, verkürzt den Galopp und reitest mit 6 oder auch 7 Galoppsprüngen durch. Dann auch mit 4 mehr vorwärts. Dies dient dazu, dass Du Distanzen besser einschätzen und den Galopp Deines Pferdes besser einteilen kannst. Du solltest hierbei immer darauf achten, dass Dein Pferd an den Hilfen bleibt. So hast Du es im Parcour leichter.

Umso mehr Distanzen und Hindernisfolgen Du mit Deinem Pferd gesprungen bist, umso sicherer wird Dein Auge im Parcour. Du wirst routinierter, selbstsicherer und auch Deine Hilfengebung und das Reaktionsvermögen im Parcour werden sich bessern.
Lass Dein Pferd im Parcour nicht allein, indem Du die Zügel weg wirfst. Halte immer Verbindung zum Pferdemaul.

Trainiere Dein Auge und Du und Dein Pferd werdet ein erfolgreiches Team!
Bleibst Du immer fair und gerecht zu Deinem Pferd, hast Du einen Freund an Deiner Seite, der auch im Parcour alles für Dich gibt!

Liebe Grüße
Sabrina