Du setzt Dich auf Dein Pferd und es fängt schon beim Schritt reiten an: Es ist angespannt und nervös oder reagiert nicht mal auf das Bein und konzentriert sich auf alles andere nur nicht auf Dich. Locker laufen? Keine Chance. Aber auch ein sehr lauffaules Pferd hat es nicht so leicht sich zu lösen. Das Lösen des Pferdes, das Warmreiten bzw. Aufwärmen der Muskulatur, Sehnen und Bänder ist bei einem Pferd genauso wichtig wie bei uns Menschen im Sport. Wir verzichten ja auch gerne auf Muskelkater und Schmerzen nach dem Sport.

Warum ist das Lösen des Pferdes so wichtig?

Den ultimativen Plan um ein Pferd zu lockern, gibt es nicht. Jedes Pferd ist anders, das eine braucht nur wenige Minuten, das andere wesentlich länger. Die Aufwärm- oder auch Lösungsphase des Pferdes lockert und erwärmt die Muskulatur und sorgt für eine bessere Durchblutung sowie eine bessere Funktion der Gelenke.

Erst, wenn das Pferd gelöst ist, sollte das Training richtig anfangen. Anderenfalls riskierst Du bei deinem Pferde Muskelzerrungen oder auch Gelenkschäden. Auch für den Rücken ist die Lösungsphase sehr wichtig, da dieser erst in gut durchblutendem Zustand richtig schwingen kann. Erst jetzt kann Dein Pferd locker ans Gebiss herantreten und motiviert mitarbeiten.

Wie löse ich mein Pferd?

Generell ist Schritt reiten am Anfang sehr wichtig. Hierbei solltest Du darauf achten, dass Du die Zügel Deinem Pferd hingibst und es am möglichst langen Zügel frei Schritt gehen lässt. 15-20 Minuten Schritt solltest Du immer einplanen. Im Winter sogar mehr, da es bei der Kälte länger dauert bis das Pferd sich aufgewärmt hat. Umso entspannter Dein Pferd im Schritt zufrieden schreitet, umso besser funktioniert das Lösen des Pferdes.

Mit leichter Anlehnung beginnst Du in gleichmäßigem Vorwärts-Tempo leicht zu traben. Das Tempo im Trab solltest Du jedoch nicht zu eilig wählen, da es sonst eher krampfig wird. Zu ruhig ist ebenfalls ungeeignet, da das Pferd dann mit der Hinterhand nicht richtig vor tritt. Lange gebogene Linien und große Zirkel in Anlehnung eignen sich ideal zum Aufwärmen. So werden auch seitliche Muskeln gelockert.
Lass dein Pferd in entspannt lockerem Trab öfter die Hand wechseln. Hierzu eignen sich Wechsel aus dem Zirkel oder durch die ganze Bahn um dein Pferd gleichmäßig zu gymnastizieren. Auch einfache Schlangenlinien und Schenkelweichen machen dein Pferd schnell locker. Du kennst Dein Pferd am Besten und spürst, ob es lockerer ist oder noch etwas Zeit braucht.

Nun beginnst Du mit der Arbeit im Galopp. Auch hier ist es wichtig, dass du nicht zu ruhig, aber auch nicht im Renngalopp unterwegs bist. Galoppiere frisch vorwärts, halte Dein Pferd dabei aber sicher in der Anlehnung mit einer weichen, nachgebenden Hand. Es gibt Pferde, die erst im Galopp entspannen können. Wie im Trab sollte auch hier zuerst ganze Bahn und Zirkel geritten werden. Bitte nicht gleich zu Beginn in enge Volten galoppieren.

Zur Unterstützung der entspannten, schwingenden Rückenmuskulatur eignen sich Übergänge vom Trab zu Galopp und Galopp zu Trab.
Das Pferd wird nach etwa 20-30 Minuten (inkl. Schritt) losgelassen laufen.

Mögliche Übungen zur Lösephase

  • Reiten auf langen, gebogenen Linien (ganze Bahn und große Zirkel)
  • Übergänge von Trab- Galopp und Galopp-Trab sowie Schritt-Trab und Trab-Schritt
  • Häufiges Händewechseln
  • einfache Schlangenlinien mit/ ohne Schenkelweichen
  • drei bis vier Schlangenlinien durch die ganze Bahn
  • Tempounterschiede reiten
  • Immer mal wieder „Zügel-aus-der-Hand-Kauen-lassen“
  • Für Fortgeschrittene:
    • Schenkelweichen
    • Viereck oder Zirkel verkleinern und vergrößern
    • gebogen durch den Zirkel wechseln

Beobachte dein Pferd und Du wirst merken, wie es sich am besten löst. Mach Dir bitte keinen festen Ablauf, nur weil es sich einmal sehr schnell gelöst hat. Bring immer wieder Abwechslung in das gemeinsame Training.

Auch wenn es mal nicht so funktionieren will, verzweifele nicht. Dein Pferd hat vielleicht mal schlecht gelegen oder ein kleines Wehwehchen oder Muskelkater. Dann reitet doch einfach mal entspannt ins Gelände! 😉

Tipp: Eine weiche, feine Hand verhilft ebenso zur schnelleren und besseren Lösung des Pferdes.

Liebe Grüße
Sabrina