Wie oft hast Du das auch schon gehört? Du bist auf einem Geburtstag, Geschäftsfeier oder bei einem gemütlichen Small Talk im Büro. Es passiert überall zu jeder Uhrzeit: Jemand stellt Dir die Frage: „Und? Was machst Du so in Deiner Freizeit?“ Du erzählst von Deinem Pferd und dem täglichen Training. Schon kommen spöttische Sprüche wie “ Reiten ist kein Sport “ oder „Da bewegt sich ja nur das Pferd“.
Schön sind die Sprüche von denjenigen, die von ihren sportlichen Aktivitäten berichten: „Ich gehe 1-2mal in der Woche ins Fitnessstudio“ oder „einmal pro Woche gehe ich ins Zumba oder zum Joga, was habe ich da wieder geschwitzt“ oder „Ich spiele Fußball…. Torwart ….“ (am Besten sind die „Fußballer“, die nur von der Couch aus mitspielen).
Typisch Nicht-Reiter
Du solltest dem Spott ein Ende setzen und denjenigen zum Reiten einladen. Wetten wir, dass derjenige nach maximal 15 Minuten Schritt und etwas Trab absteigt und 2-3 Tage Muskelkater hat?
Er sagt nie wieder: „Reiten ist kein Sport!“
Aber wie es nun mal so ist, machen diese netten Mitmenschen einen Rückzieher und haben meist sogar noch Angst sich auf das Pferd zu setzen oder ihm gar zu begegnen.
Nicht mal die Weltreiterspiele konnte ich mir in Ruhe ansehen. Schon kam ein blöder Spruch von einem NICHT-Reiter. Er fragte mich ganz ernst, wie teuer ein Pferd ist, dass das alles von alleine macht und ob man sich als Reiter nicht blöd vor kommt, wenn man da einfach nur oben drauf sitzt und dem Pferd zeigt wo es hinrennen und springen muss.
Weist Du was ich gesagt habe? Ich habe dem netten Menschen gesagt, dass er doch erstmal Sport machen soll, dass er nicht nach 2 Minuten „Pferd lenken“ schon außer Puste ist. 😉
Er antwortete ganz trocken, dass er ja schließlich als Kind schon MAL auf einem Pony gesessen hat auf einem Jahrmarkt.
Ich habe ihn angelacht, in die Hände geklatscht und gesagt: „Herzlichen Glückwunsch! Du hast die Quälerei in einem engen runden Zelt in Ketten aneinander gebundener Ponies unterstützt! DAS WAR SPORTLICH!“
Er hat seitdem nichts mehr Blödes über unseren Sport gesagt. Er teilte mir nur mal mit, dass er jetzt auch anfängt mit Sport: Er geht ab und zu mal laufen.
Was meinst Du? Gehst Du auch AB UND ZU mal in den Stall?
Das tägliche Training und Fithalten von Pferd und Reiter wird also stark unterschätzt. Alle Nicht-Reiter mit solchen Aussagen sollten zumindest einmal einen Stall gemistet und wenigstens 15 Minuten auf einem trabenden Pferd gesessen haben!
Der Reiter schwitzt nicht – Nur das Pferd!
Wer noch nie auf einem Pferd gesessen hat, kann unseren Sport nicht beurteilen. Es ist für Nicht-Reiter schwer zu verstehen, dass das einfache SITZEN auf dem Pferd im Trab oder Galopp so anstrengend sein soll. Wieso schwitzt der Reiter denn auf dem Pferd? Sicherlich nur, weil das Pferd schwitzt und wir durch seine Körpertemperatur dann eben auch anfangen zu schwitzen, weil es zu warm wird.
(Das konnte ich mir mal auf einem Turnier anhören. Das sagte eine Mama zu ihrem Kind.)
Fragst Du Dich manchmal auch, ob nur ein Reiter Verstand hat?
Weist Du eigentlich wieso wir Reiter nach einem Parcour oder generell nach dem Reiten einen roten Kopf haben? Nein, nicht weil wir uns sportlich angestrengt haben. Der rote Kopf kommt daher, da wir so unsportlich sind und jede Bewegung so anstrengend für uns ist. Ist doch klar. Das wir da nicht gleich draufgekommen sind. Wir duschen ja auch nicht, weil wir geschwitzt sind, sondern nur weil die Pferdehaare ja so furchtbar jucken.
Das teuerste Pferd gewinnt!
Am Besten sind die Nicht-Reiter, die sich ein Turnier ansehen und nach wenigen Minuten die Lösung haben: „Es gewinnt immer das beste, teuerste Pferd.“ (Wie beim Tennis. Teuerster Tennisschläger – Sieg!)
Jetzt haben wir es verstanden: Es geht nicht darum, wie wir oben drauf sitzen, ob wir ein Pferd zum Beispiel im Parcour mit optimaler Distanz und Tempo an die Sprünge reiten. Es geht nur um das Pferd. Ganz klar: Du hast das teuerste Pferd in einer Prüfung – Du gewinnst! Ist doch klar!
Aber stell doch mal einen Nicht-Reiter an den Abreiteplatz auf einem Turnier. Egal ob Dressur oder Springen. Ich wette, dass er nicht mal versteht, was diese Sätze bedeuten:
Setz ihn auf die Hinterhand!
Mit dem inneren Schenkel, an den äußeren Zügel!
Du musst ihn mehr versammeln!
Komm mal über Karree!
Ich mach hinten hoch. Komm mal ruhig, dass er hinten aufmacht!
Da stehen sie dann am Rande des Reitplatzes mit einem großen Fragezeichen. Das ist verständlich. Wir würden beim Fußball auch nur die Hälfte solcher Aussagen verstehen. ABER wir sehen Fußball genauso als Sport wie das Reiten. NUR, dass das Reiten auf einem 800kg Pferd vielleicht etwas gefährlicher sein könnte. Was wiegt ein Fußball noch gleich? Was passiert, wenn ein Fußball auf Dich fällt?
Reiter sind hart im Nehmen!
Typisches Beispiel: Ein Fußballer schmeißt sich nach einer leichten Berührung des Mitspielers zu Boden, schreit und lässt sich mit einer Trage und den Händen vorm Gesicht heraustragen.
Ein Reiter oder noch besser ein Springreiter stürzt im Parcour, da das natürlich viel zu günstige Pferd verweigert hat, direkt mit dem Rücken auf das Hindernis. Was macht ein Reiter? Wartet er bis die Sanitäter ihn heraustragen? Solange nichts gebrochen ist oder stark blutet, stehen wir auf, klopfen den Sand von der Hose und fangen das Pferd ein. Weiter geht´s!
Ist ein Nicht-Reiter krank, macht er auch keinen Sport. Muss er ja auch nicht. Wir bekommen vom Arzt gesagt: „KEIN SPORT! AUSRUHEN!“ Was sagen wir: „Natürlich, ich ruhe mich aus.“ Und was machen wir? Wir fahren direkt in den Stall und longieren zumindest das Pferd, dass es Bewegung hat und sobald wir stehen und einigermaßen laufen können, sitzen wir wieder mit einem roten Kopf auf dem Pferd. Wir lenken ja eh nur…
Manchmal beneide ich aber auch diese Freizeit-Sportler wie Jogger, Hobby-Fußballer oder Tennisspieler. Die meisten machen nur bei schönem Wetter Sport. Ein Reiter MUSS das Pferd auch versorgen und trainieren, wenn es stürmt und schneit. Es braucht seine Bewegung. Das machen wir aber auch gerne, dass wir jede freie Sekunde bei unserem Pferd verbringen.
Die Nicht-Reiter machen ihren Sport, gehen anschließend duschen und nach Hause.
Wie sieht das bei uns aus?
Naja, wir fahren in den Stall, putzen das Pferd, (misten ggf seine Box und tragen kleine oder rollen große Heu- und Strohballen hin und her) versorgen das Pferd mit ausreichend Futter, bringen unsere Nerven an die Grenzen, wenn das Pferd nicht auf den Hänger geht, bauen den schweren Parcour alleine auf und auch wieder ab, tragen schwere Futtersäcke in den Stall oder halten alle Ängste aus, wenn das Pferd sich verletzt hat oder krank ist. Nach einem anstrengenden Turnier können wir nicht einfach duschen gehen. Nein, wir verladen zuerst das Pferd, fahren es nach Hause in den Stall, versorgen es, damit es ihm gut geht. Dann putzen wir noch die Trense, Gamaschen usw. und fahren nach einem Sekt oder gemütlichem Beisammensitzen im Stall einige Stunden nach dem Sport nach Hause. Wir kommen stinkend zuhause glücklich und zufrieden an und gehen duschen.
Naja, also manchmal ist unser Sport schon sehr anstrengend, aber es ist trotzdem immer noch der Schönste. Das schöne Band der Freundschaft und des Vertrauens wie zwischen Reiter und Pferd gibt es in keinem anderen Sport.
An alle Nicht-Reiter: Bitte versucht mal eine Woche lang täglich den Stall zu misten, das Pferd zu putzen und zu versorgen und mindestens 30 Minuten täglich zu reiten.
DANN hören wir uns gerne den Spott über unseren Sport an!
ABER NICHT-REITER HABEN RECHT!
Reiten ist kein Sport! Es ist viel mehr als das:
Es ist Liebe,
Es ist Leidenschaft,
Es ist unser Leben!
Liebe Grüße
Sabrina 🙂