Stell Dir vor, Du sitzt auf Deinem Pferd und es fühlt sich anders an als sonst. Der Außenstehende sieht nichts. Kein Lahmen, keinen falschen Tritt und insgesamt wirkt doch alles harmonisch. Aber Du fühlst, dass irgendwas nicht stimmt. Tierarzt, Osteopathin und Chiropraktiker sagten es käme vom Rücken. Der Sattel würde eventuell drücken und daher lief meine Stute einfach nicht so frei vorwärts wie sonst. Naja. Es half alles nichts. Was tust Du, wenn Du spürst oder sogar siehst, dass Dein Pferd nicht läuft wie sonst, aber keiner Deinem Pferd wirklich helfen konnte? Wir sind in eine Klinik gefahren und haben eine Szintigraphie machen lassen. Die zeigte dann ganz klar, wo meine Stute „Rot“ war bzw. Probleme hatte und sie konnte gezielt behandelt werden. Aber was ist eine Szintigraphie?  

Szintigraphie: Die Landkarte Deines Pferdes

Eine Szintigraphie ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, welche zum Nachweis für Stellen mit erhöhtem Stoffwechsel dient. Mit diesem Verfahren kann eine Entzündung sehr genau lokalisiert werden. Es werden alle Entzündungsstellen im Skelett des Pferdes erfasst. Dieses Verfahren zeigt dem Tierarzt eine Art Landkarte von Deinem Pferd. Es ist das empfindlichste Verfahren der bildgebenden Diagnostik. Sogar Probleme, die dem Pferd „noch“ keine Schmerzen bereiten, können sichtbar werden.
Die Knochenszintigraphie kommt im Allgemeinen zum Einsatz, wenn

  • Eine herkömmliche Lahmheitsuntersuchung zu keinem klaren Ergebnis führte
  • Bisherige Lahmheitsbehandlungen nicht angeschlagen haben
  • Rittigkeitsprobleme oder der Verdacht auf Schmerzen im Kopf-, Hals-, Rücken- oder Beckenbereich bestehen

Wie funktioniert die Szintigraphie?

Tag 1: Das Pferd wird einen Tag vorher in der Klinik stationär aufgenommen. In dieser Zeit gewöhnt sich das Pferd an die Klinik und wird, neben allgemeinen Vorbereitungsmaßnahmen, wenn möglich, auch leicht bewegt. Die Bewegung ist wichtig zur Durchblutungssteigerung und Anregung des Stoffwechsels. So werden die Befunde später deutlicher.
Tag 2: Am zweiten Tag bekommt das Pferd das radioaktiv markierte Medikament gespritzt. Anschließend wird es leicht bewegt, sodass sich dieses Medikament gleichmäßig im Körper verteilt. Die Szintigraphie wird am stehenden, leicht sedierten Pferd durchgeführt. Bei einer reinen Skelett- und Knochenszintigraphie wird 2-3 Stunden nach Verabreichung des Medikaments untersucht. Für Bilder von Weichteilgewebe beginnt die Untersuchung unmittelbar nach der Verabreichung und Bewegung. Ein Bild dauert nur 1 Minute. Somit ist es auch für das Pferd angenehm, da es nicht lange sediert bleibt und es sehr schnell geht.
Tag 3: Am Tag nach der Untersuchung hat das Pferd absolute Boxenruhe.
Tag 4: Nach einem weiteren Tag ist die Strahlung außerhalb des Grenzbereichs und das Pferd darf wieder nach Hause oder weiter untersucht und behandelt werden.

Vor- und Nachteile einer Szintigraphie

Dank dieser Untersuchungsmöglichkeit ist schnell zu erkennen, wo das Pferd Probleme und ggf. Schmerzen hat. Der Tierarzt kann Dir direkt sagen, WO der Schmerz sitzt, aber hat leider nicht sofort eine Antwort auf WARUM?.
Aber er weiß jetzt wo genau das Problem sitzt und kann direkt an dieser Stelle weitere Untersuchungen wie z.B. eine Gelenkanästhesie, Röntgen oder Ultraschall durchführen. So kann der Tierarzt ermitteln, WAS an dieser Stelle nicht in Ordnung ist und Dein Pferd optimal behandeln. Dieses Verfahren ist aussagekräftig und spart Dir und Deinem Pferd jede Menge Zeit und Kosten. Ein Tierarzt kann natürlich auch das Pferd komplett durchröntgen, er weiß danach aber wahrscheinlich immer noch nicht genau, WO alle Probleme bestehen. Wer mit seinem Pferd schon mal beim Röntgen war, der weiß wie teuer eine Handvoll Röntgenbilder sind.

Wenn Pferde reden könnten….

Wie einfach wäre es doch, wenn unsere geliebten Vierbeiner reden könnten und uns sagen würden, wenn was weh tut oder wenn es ihnen einfach mal nicht so gut geht. Wir Menschen haben auch mal Kopfschmerzen oder sind einfach nicht so fit. Willst Du dann noch trainieren? Wenn Dein Pferd an einem Tag mal nicht so gut läuft oder Du merkst, es geht ihm nicht so gut, dann gönn ihm seine Ruhe und legt mal eine Pause ein. Meistens ist es am nächsten Tag schon wieder gut.
Ändert sich dieses Gefühl nicht und es kommen eventuell noch Lahmheit oder Verspannungen hinzu, solltest Du dem Ganzen auf den Grund gehen.
Wir müssen einfach in unser Pferd reinhorchen und fühlen, wenn etwas nicht stimmt. Wir müssen nur auf die Anzeichen achten.

Ich ärgere mich heute noch, dass ich soviel Geld und Zeit in „Eventuell hat das Pferd“-Diagnosen verschenkt habe. Wären wir gleich zur Szintigraphie gefahren, hätte ich meiner Stute schneller helfen können. So haben wir 3 Monate Tierärzte, Osteopath und Chiropraktiker an ihre Grenzen gebracht. Jetzt ist zum Glück alles wieder gut und sie läuft und springt wieder.
Wenn Dein Tierarzt mal nicht weiter weiß oder zu 100% sagen kann, was Deinem Pferd fehlt, dann tut euch den Gefallen und klärt es in einer Szintigraphie ab.
In diesem Sinne wünsche ich Dir eine gesunde Zeit mit Deinem Pferd.

Liebe Grüße
Sabrina