Bist du schon mitten im Anweide-Prozess oder wartest du noch ? Jetzt wo die Frühlingssonne scheint können es Pferd und Reiter kaum abwarten das es bald auf die Wiese geht. Aber es ist Vorsicht geboten, wenn die Pferde nach dem Winter wieder auf die Wiese gebracht werden. Denn schnelle Futterumstellungen können den empfindlichen Verdauungstrakt aus der Balance bringen. Es können sich Koliken, Darmverdrehungen, -verschlingungen oder -verlagerungen, Durchfall oder eine Übersäuerung des Darms entwickeln. Um eine schlimme OP zu vermeiden, sollte man das Pferd „richtig anweiden“. In diesem Prozess werden die Pferde langsam an das Saftfutter gewöhnt, um die Darmflora darauf vorzubereiten. Jeden Tag wird die Zeit zum Grasen verlängert, bis das Pferd wieder den ganzen Tag lang grasen darf. Wie das geht und warum wir die Pferde nicht einfach auf die Weide stellen können, erfährst du in diesem Blogbeitrag.

Was passiert in der Darmflora?

Die Kohlenhydrate (Fruktan) und Eiweiße gelangen in großen Mengen unverdaut in den Dickdarm und diese Zusammensetzung verändert die Darmflora. Beim Abbau entstehen mehr Säuren als üblich, diese stören das natürliche Gleichgewicht. Das Verdauungssystem ist auf die große Menge an Fruktan nicht ausgelegt und dadurch können beim Pferd Stoffwechselgifte entstehen und sich im Gewebe ablagern, das kann dann zum Beispiel zur Sommerrehe führen. Diese Art Hufrehe entstehen durch die schlechte Durchblutung der Huflederhaut verursacht durch diese Gifte. Wenn du bei deinem Pferd vermehrt Durchfall bemerkst, dann sollte darauf geachtet werden, dass das Pferd neben dem Gras ausreichend Heu und Stroh zu sich nimmt. Außerdem sollte man auch das Wetter im Auge behalten, denn wenn es nachts sehr kalt und frostig war und am folgenden Tag sehr warm und sonnig ist, ist der Fruktangehalt im Gras sehr hoch. Deshalb sollten Pferde an solchen Tagen erst spät am Tag und nicht so lange auf das Gras gehen.

Wann ist der beste Zeitpunkt zum Anweiden?

Ende April, Anfang Mai ist der ideale Zeitpunkt, um mit dem Anweiden zu beginnen. Man sollte vier bis sechs Wochen Zeit einplanen, bis sich der Organismus umgestellt hat. Je nach Empfindlichkeit des Pferdemagens geht es schneller oder langsamer. Erst danach kann das Pferd wieder wie gewohnt den ganzen Tag auf der Wiese verbringen.

Eine gute Vorbereitung ist alles. Achte darauf, dass dein Pferd vor dem ersten Weidegang Heu gefressen hat und somit gesättigt auf das Gras kommt, um ein Überfressen zu vermeiden. Ebenfalls wird dadurch das frische Futter besser in der Dünndarmflora verarbeitet. Beginne mit 5-10 Minuten Weidezeit pro Tag. Wenn dein Pferd einen empfindlichen Magen hat, dann solltest du die Zeit ein wenig kürzer halten. Nach ca. drei oder vier Tagen kannst du die tägliche Weidezeit um weitere 5-10 Minuten verlängern. In den nächsten zwei bis drei Wochen solltest du dein Pferd mehrmals täglich je eine Stunde auf die Weide lassen. Diese Zeit steigerst du alle paar Tage um etwa eine halbe Stunde pro Weidegang. Dann ergibt sich bereits zu Beginn der dritten Woche eine Weidezeit von ca. vier Stunden pro Weidegang. Achte immer darauf, dass das Pferd weiterhin mit genügend Raufutter versorgt ist. In der vierten Woche kann die Zeit nochmals um eine halbe Stunde pro Weidegang erweitert werden, bis keine Zeitlücke mehr zwischen der morgendlichen und abendlichen Fresszeit haben. Nun ist dein Pferd perfekt vorbereitet, um den ganzen Tag auf der Weide zu verbringen.

Wenn du während des Prozesses Anzeichen für eine Kolik, Hufrehe oder sonstige Auffälligkeiten erkennst, kontaktiere am besten deinen Tierarzt. Während des gesamten Prozesses solltest du deinem Pferd immer ausreichend Bewegung verschaffen, da das frische Gras im Frühling sehr viel Energie liefert. Daher sollte diese Energie auch genutzt und verbraucht werden. Darüber hinaus senkst du das Risiko einer Kolik, Hufrehe oder anderen Verdauungsstörungen.

Hast du noch weitere Fragen oder Tipps zum Thema Anweiden ? Dann schreib sie uns gern in die Kommentare, damit wir dabei helfen können, dass alle Pferde gut in die bevorstehende Weidesaison kommen.

Liebe Grüße Eure Lena